Barfuß auf der Suche nach dem Glück
Macht dich die Suche nach dem Glück überhaupt glücklich? Das antike Werk der Odyssee als Synonym für den Lebensweg des Menschen voller Herausforderungen. Eine Geschichte über Heimkehr, Erleichterung und Dankbarkeit.
Das Theater Feuerblau vereint in dem Stück „Odyssee“ oder „Die Suche nach dem Glück“ Theater mit Tanz, Musik und Video und geht der Frage nach, wo sich wahres Glück befindet. Ist das Heimweh stärker oder das Fernweh? Odysseus lebt auf seiner Suche nach dem Glück überall: auf der Straße, am Bahnhof, auf einem Schiff. Auf der Suche nach dem Glück lässt er seine Frau und das eigene Unternehmen alleine zurück. Sie versinkt in Arbeit, schlittert ins Burn-Out, steigt aus und macht sich mit einem Online-Shop für Strickwaren selbstständig. Ihr Ausstieg aus dem Berufsleben spiegelt die Zeit wider, in der wir leben. Eine Zeit, in der Europa von Kriegen umzingelt ist, in der offene Grenzen dichtgemacht werden, aber wir Europäer uns lieber mit Handarbeit und Stressabbau beschäftigen, anstatt den wirklich wichtigen Fragen des Lebens nachzugehen. Inspiriert zu dem Stück wurden die Theaterleute auf einer Reise nach Mazedonien, wo sie erstmals mit der Flüchtlingswelle konfrontiert waren. Massen von Flüchtlingen waren damals zu Fuß auf der Suche nach Glück, vom Krieg vertrieben oder von Verfolgung bedroht. Heute werden dieselben Menschen Migranten genannt und von vielen als Bedrohung für unseren Wohlstand gesehen.
Monika Zöhrer und Klaus Seewald, die für die Inszenierung zuständig waren und auch selbst als Schauspieler agieren, haben die antike Geschichte über den Aussteiger Odysseus sehr gelungen in die Gegenwart gebracht. Mit einem sehr minimalistischen Bühnenbild und ohne viele Requisiten, lediglich mit einer Live-Videoaufzeichnung wird das Stück in die moderne Zeit geholt. Es stellt eine Metapher für den Aufbruch in die weite Welt dar und steht in der Originalversion als Synonym für den Lebensweg des Menschen. Odysseus ist dabei der gescheiterte Held, der seinen Lebens-Irr-Weg beschreitet. Gespielt wird in einer Gegenwart, in der Menschen aus Angst ins neue Biedermeier flüchten.
Wohlfühlzeitschriften und Aussteigergeschichten prägen das zeitgemäße Europa, und das, obwohl in vielen Ländern der Ausnahmezustand zum Alltag wird und offene Grenzen kontrolliert werden. Dabei wird der Zuschauer immer wieder eingebunden – Fragen wie „Seid ihr glücklich?“ oder „Was bedeutet Glück für euch?“ regen definitiv zum Nachdenken an. Die Inszenierung ist eine sehr kurzweilige Mischung aus Schauspiel und Video, die so mitreißend und spannend umgesetzt ist, dass man dabei völlig die Zeit vergisst. Ganz besonders anzumerken ist das Bühnenbild, das die Schauspieler mit einer Kamera live projizieren. Doch auch Tanz und Musik passen perfekt zum Stück, das aus Texten von Homer, Stefan Zweig und aus aktuellen Medienmeldungen zusammengesetzt ist.
Eine Geschichte über die Suche nach dem Sinn des Lebens und das Glück, das jeder für sich selbst finden muss.
Kulturreferat der ÖH Uni Graz, Michaela Schützinger