Mit Lichtgeschwindigkeit in einen neuen Kosmos
Gefühlvoll erzählt das Theater Feuerblau die Geschichte einer jungen Astrophysikerin, die sich gegen Vorurteile durchsetzen und zwischen Familie und Karriere entscheiden muss.
„Wollt ihr euch wirklich von einem Mädchen in Mathematik schlagen lassen?“ Lehrerkommentare wie diese führen dazu, dass das naturwissenschaftlich begabte Mädchen schon in der Schule mit Mobbing konfrontiert wird. Immer wieder kommt ihr das Frau-sein im Laufe ihres Lebens in die Quere. Meist wird sie nicht ernstgenommen und irgendwann steht die Entscheidung an: Willst du Karierre machen ODER Mutter sein?
Mit „Nach den Sternen greifen“ beweisst das Team vom Theater Feuerblau erneut, dass es nicht nur Stücke für Kinder, sondern auch gehaltvolle Abende für Erwachsene liefern kann. Katharina Wind, Monika Zöhrer und Klaus Seewald inszenieren die Geschichte der aufstrebenden Astrophysikerin nicht nur harmonisch und mitreissend, sondern bringen diese als Darsteller auch mit viel Gefühl auf die Bühne. Bestechend ist dabei vor allem das Zusammenwirken aus Spiel, Video-, Licht-, und Tontechnick. Mit zarten Bewegungen zeichnet die junge Frau ihre Formeln scheinbar auf die Leinwand, die wie durch Zauberhand dort erscheinen. Während dem Mädchen in der Schule Beschimpfungen wie „Streberin“ und „Angeberin“ hinterhergerufen werden, sorgen Blitzlichter und drückendes Stimmengewirr für eine niederschmetternde Stimmung.
Wird sonst oft von Frauen gefordert, perfekten Barbies zu gleichen, sind es hier die Männer die als gestriegelte Ken-Pupppen im Stück auftauchen. Kein Mann ist als Darsteller auf der Bühne präsent: Die männlichen Parts werden live mit Puppen gefilmt und eingespielt. Nur wenn sich die Protagonistin den männlichen Wünschen und Bedürfnissen zu sehr unterordnet, wird sie zu Barbie – ist die junge Frau ganz sie selbst, wird sie in ihrer jungen und älteren Version von beiden Darstellerinnen zugleich verkörpert. Durch die stimmige Darbietung zeigt sich dem Publikum ein facettenreicher Mensch zu dem man leicht und gerne Sympathie aufbaut.
„Nach den Sternen greifen“ setzt sich mit den Hürden auseinander, die junge Frauen auf ihrem Karriereweg zu bewältigen haben. Die Inszenierung widmet sich diesen Themen intensiv und kritisch ohne dabei plakativ sein zu müssen und Klischees zu wiederholen. Ein Abend voller Sinnfragen, die jeden ansprechen und berühren.
Kulturreferat der ÖH Uni Graz, Teresa Guggenberger