Rosi in der Geisterbahn, Theater Feuerblau
Das Theater Feuerblau zeigt mit „Rosi in der Geisterbahn“ eine poetisch-witzige Bühnenfassung von Philip Waechters Kinderbuchklassiker – für Kinder ab 4 Jahren. Die Inszenierung läuft bis 6. April im Knopftheater im Grazer Kindermuseum und überzeugt mit feinem Humor, Puppenspiel und liebevollem Blick fürs kindliche Erleben.
Manche Geschichten gehören auf die Bühne wie der Hase ins Karottenfeld. „Rosi in der Geisterbahn“, nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Philip Waechter, ist so eine Geschichte. Das Grazer Theater Feuerblau bringt sie auf die Bühne – zart, komisch, mutig und dabei ganz nah am kindlichen Erleben.
Monika Zöhrer und Klaus Seewald führen mit Gespür für Timing, Zwischentöne und die Kraft des Moments durch Rosis Reise. Vom ersten Auftritt an sind die Kinder dabei – nicht nur als Zuschauer:innen, sondern als Verbündete auf Augenhöhe. Wenn das Monster auftaucht, wird es kurz ganz still im Raum – so dicht ist das Spiel, so groß die Nähe. Und das Urteil der kleinen Zuschauer:innen ist unbestechlich: Es wird gelauscht, gekichert, mitgefiebert – ein klarer Beweis, dass hier etwas ganz Wesentliches gelingt. Kinder sind ein untrügliches Publikum, und sie waren sichtlich angetan.
Hasenmut zum Selbermachen
Das Wechselspiel zwischen Schauspiel und Puppenführung gelingt mit einer Leichtigkeit, die fast vergessen lässt, wie präzise gearbeitet wird. Der Hase – gebaut von Katharina Krois – ist keine Figur, sondern ein Wesen: ängstlich, entschlossen, voller Leben. Zöhrer verleiht ihr mit zarten Gesten und großer Innigkeit Gefühl und Tiefe, während Seewald mit klug gesetztem Slapstick und humorvoller Körpersprache Tempo und Situationskomik beisteuert. Eine Balance, die trägt.
Rosi, geplagt von immer gleichen Albträumen, nimmt ihr Schicksal in die Pfoten und sucht Hilfe bei einem Spezialisten. Der will ihr zunächst „Erbsenangst“ attestieren, entscheidet sich dann aber doch für die klassische „Monsterangst“. Die Therapie: ein Handbuch für Mutanfälle, inklusive Tipps zum Zähneputzen, Monsterzähmen und flinkem Davonhoppeln. Pädagogisch wertvoll – ja, aber so charmant verpackt, dass es niemals nach Zeigefinger riecht, sondern eher nach Karottensaft und Abenteuer.
Monsterzähmen mit Fußnote
Das Bühnenbild (Ausstattung: Barbara Patter) schafft mit wenigen Mitteln eine Welt voller Möglichkeiten: Räume, in denen geträumt, gezittert und schließlich gesiegt wird. Lichtdesignerin Lisa Raschhofer setzt mit feinem Gespür Akzente – sie taucht Albtraum, Geisterbahn und Hasenherz in altersadäquate (Grusel-)Atmosphären.
Auch musikalisch bleibt die Inszenierung in stimmigem Gleichgewicht – Christof Ressi entwirft eine Klangkulisse, die sich nie aufdrängt, sondern atmosphärisch trägt und fein akzentuiert.
Und während der Hase noch tapfer gegen Monster kämpft, schleicht sich plötzlich ein Satz ins Stück, der nicht aus dem Buch stammt, sondern direkt aus dem ausgedünnten Förderwald der Steiermark. Ein eleganter Seitenhieb auf die Kulturpolitik – so beiläufig formuliert, dass die Kinder ihn überhören und die Erwachsenen umso wacher werden.
„Rosi in der Geisterbahn“ ist kluges, herzvolles Theater für kleine und große Menschen. Es zeigt, dass Mut kein lauter Paukenschlag sein muss – manchmal reicht ein klopfendes Hasenherz und ein Ticket für die Geisterbahn.
Kuma, Sigrun Karre